Trakehner.
Bei uns seit vier Generationen Familiensache.

Die bewegendsten Geschichten schreibt das Leben selbst

Die 1. Generation Trakehner Zucht

Unsere Familiengeschichte ist eng mit der bewegenden Geschichte des Trakehner Pferdes verbunden. Die Familie Scharffetter stammt ursprünglich aus dem Salzburger Flachgau, erste urkundliche Erwähnungen finden sich bereits im 13. Jahrhundert. Der Familienname geht auf das Bauerngut Scharfett in Flachau-Feuersang zurück, dieses war zusammen mit dem auch jetzt noch vom österreichischen Zweig der Familie bewohnten Specherhof und dem Schloss Höch Teil einer befestigten Talsperre. Im Zuge der Protestantenvertreibung in den Jahren 1731/1732 musste unser Zweig der Familie Scharffetter per erzbischöflichen Dekret Salzburg verlassen und wanderte in die Region des späteren Ostpreußens ab, wo sie sich in der Salzburger Kolonie Kallwischken niederließ. Dort baute sich die Familie das stattliche Gut Kallwischken auf. Unser Vorfahre Johann Scharffetter gründete 1891 das Trakehner Gestüt, das bereits nach kurzer Zeit in und außerhalb Ostpreußens den Ruf einer erstklassigen Zuchtstätte innehatte. Ungefähr 120 Trakehner Pferde bildeten die Grundlage der damaligen Zucht, darunter finden sich zahlreiche berühmte Beschäler und Stutenfamilien, die auch heute noch legendär sind.

Die 2. Generation

1929 übernahm Franz Scharffetter, einer der Söhne von Gestütsgründer Johann, den Gutsbetrieb. Unter seiner Gestütsleitung erreichte Kallwischken den Höhepunkt des züchterischen Wirkens – etwa 100 Deckhengste stammen aus der Zuchtstätte, ungefähr zwischen 500 und 600 Remonten wurden für das Heer gestellt, und bei zahlreichen Zuchtschauen erreichten insbesondere die unvergessenen und ruhmreichen Stutenfamilien der Ita und der Damenschwester höchste Auszeichnungen. Dieser Blütezeit der Kallwischkener Zucht entstammten viele Pferde, die maßgeblich die Trakehner Zucht beeinflussten und teilweise bis heute die Ahnen gegenwärtiger Leistungspferde sind. Insbesondere die Stute Ita galt bereits zu Lebzeiten als eine der besten Zuchtstuten Ostpreußens, die nicht nur Siegerin von zahlreichen prestigeträchtigen Schauen war, sondern auch regelmäßig als Zugpferd für landwirtschaftliche Arbeiten im heimatlichen Gut eingesetzt wurde. Die Tauglichkeit zur landwirtschaftlichen Arbeit war neben der militärischen Eignung, bevor der Pferdesport Bedeutung erlangte, stets ein wichtiges Kriterium in der Selektion und Auswahl geeigneter Zuchtstuten, gemeinsam mit Interieur, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit. Das nächste Kapitel der Geschichte Kallwischkens stellt gleichzeitig auch das traumatische Ende der imponierenden Zuchtstätte dar: Ostpreußen fällt in den letzten Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges innerhalb kürzester Zeit und die Zivilbevölkerung wird zwischen den Fronten eingekesselt. Als einziger Ausweg bleibt nur die Flucht in Richtung Westen, in einem der kältesten Winter der Kriegsgeschichte. Im Januar 1945 machte sich Franz Scharffetter mit seiner Familie sowie 22 Stuten und zwei Junghengsten auf, Ende März kommt der Treck mit 16 Stuten und dem Hengst Humbold im mehr als 1000 Kilometer entfernten Niedersachsen an. Die Flucht aus Ostpreußen markiert nicht nur den Beinahe-Untergang des Trakehner Pferdes, sondern auch einen traumatischen, unermesslichen und schmerzlichen Verlust der Heimat. Dennoch dachte Franz Scharffetter nie ans Aufgeben und machte sich mit großem Engagement daran, die Trakehner Zucht wieder aufzunehmen. Gemeinsam mit anderen ostpreußischen Weggefährten wurde in der Nachkriegszeit die Zucht im gesamten deutschen Raum konsolidiert, um die edlen und einzigartigen Pferde, die für so viele das letzte Stück Heimat darstellten, vor dem totalen Untergang zu retten. Durch das Wirken von Franz Scharffetter wurde der 1942 in Kallwischken geborene Hengst Humbold durch seine Söhne Impuls und Thor zum Linienbegründer in Deutschland, und auch durch seine wertvollen Töchter und als Vater hochklassiger Leistungspferde machte er sich einen großen Namen. Eine seiner Töchter, die Treckstute und Tochter der berühmten Ita, war Italia. Italia sicherte neben Humbold den Neubeginn für die Scharffetter‘sche Zucht und avancierte zur berühmten Familienbegründerin, deren Nachkommen bis zum heutigen Tage in Zucht und Sport präsent sind. Auf dem Pachtgut Groß Dunge in Niedersachsen wurde die Trakehner Zucht von Franz Scharffetter weiter vorangetrieben und Stuten aus der Scharffetter‘schen Zucht waren auf verschiedensten Schauen im gesamten Bundesgebiet über die Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1978 hocherfolgreich.

Die 3. Generation

Die Leidenschaft und Faszination zum Trakehner Pferd liegt den Scharffetters einfach im Blut – die beiden Söhne von Franz, Hans-Joachim und Ernst-August, folgten den großen Fußstapfen des Vaters und des Großvaters. Ernst-August machte sich einen Namen als Ausbilder, Aufzüchter, Auktionsbeschicker, Privathengsthalter und Pferdefachmann. Die Liebe zu den Pferden und zur Landwirtschaft allgemein prägten auch den 1933 in Kallwischken geborenen Hans-Joachim, maßgeblich. Hans-Joachim hat die Flucht aus Ostpreußen als heranwachsender Junge mit allen Schrecken miterlebt. Als letzte Erinnerung an seine Heimat bleiben auch ihm nur die Trakehner Pferde. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung wirkte Hans-Joachim zusammen mit seinem Vater Franz auf dem Pachtgut Groß Dunge, hier wurde ihm von seinem Vater das umfangreiche Wissen über die Trakehner Zucht und Pferdehaltung weitervermittelt. Seit 1961 ist Hans-Joachim Scharffetter als Landwirt in Schwanewede tätig, hier entwickelte er ab 1973 aus dem alten Lehrhof, dem ursprünglichen Betrieb der Familie seiner Ehefrau Marga, einen Vorzeigebetrieb mit dem Schwerpunkt Trakehner Pferdezucht. Er knüpfte dank der konstanten Unterstützung von Marga nahtlos an die züchterischen Erfolge seines Vaters an, der zu dieser Zeit selbst noch erfolgreicher Züchter war und brachte zahlreiche in Zucht und Sport erfolgreiche Trakehner Spitzenpferde hervor. Auch selbst leidenschaftlich gerne im Sattel unterwegs, feierte Hans-Joachim Scharffetter u.a. mit der Trakehner Stute Irene zahlreiche Erfolge im Springreiten. Besonders hervorzuheben ist seine beinahe vierzigjährige Tätigkeit als Trakehner Körkommissar von 1967 bis 2004 sowie seine mehrere Jahrzehnte umfassende ehrenamtliche Engagement beim Trakehner Verband. Neben zahlreichen Auszeichnungen für sein züchterisches Schaffen wurde Hans-Joachim dafür mit der höchsten Auszeichnung des Trakehner Verbandes, der goldenen Ehrennadel mit Brillanten, geehrt. 2023 feierte Hans-Joachim Scharffetter seinen 90. Geburtstag – die Faszination und Leidenschaft für das Trakehner Pferd sind bis heute ungebrochen.

Die 4. Generation

Züchter in vierter Generation und seit 2002 Chef am Lehrhof ist Frank Scharffetter. Er hat von seinem Vater Hans-Joachim nicht nur den Einstellbetrieb, sondern auch die Trakehner Zucht übernommen. Viele Jahre ergänzten sich Frank und seine damalige Frau Esther erfolgreich in der Zucht sowie in der Ausbildung ihrer jungen Trakehner Pferde. Frank sieht sich mittlerweile als Bewahrer des Familienerbes und stellt sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe mit viel Herzblut und Leidenschaft. Frank ist es sehr wichtig, die wertvolle und in der Vergangenheit nicht immer breit aufgestellte Familie der Italia zu erhalten und auch in Zukunft im kleinen Rahmen langfristig zu bereichern. Auch möchte er die Familienzucht in eine neue Richtung lenken, um dem mittlerweile immer enger werdenden Genpool der Trakehner Zucht entgegenzusteuern. Sein Ziel ist es, mit seinen Möglichkeiten im kleinen Rahmen rittige, leistungsbereite und sportlich bedeutende Pferde zu züchten. Und die fünfte Generation steht mit Sohn Tom bereits in den Startlöchern – denn „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ (Jean Jaures)